Waterton Lakes Nationalpark - Im Land der Bären

 

Regen begleitete uns zum Waterton Lake Nationalpark, dem kanadischen Teil des über die Grenze in die USA reichenden Waterton-Glacier International Peace Park.
So ahnten wir nur eine der Besonderheiten des Gebietes: den plötzlichen Übergang von den ebenen Präriegebieten in die Hochgebirgslandschaft der Rocky Mountains.

Die letzten Regentropfen ließen uns Quartier im Bayshore Inn finden, einem Nobel-Motel am Ufer des schönen Oberen Waterton Sees.
Ein Bummel entlang des Ufers führte uns durch den Ort Waterton Townsite mit einigen besonders interessant gebauten Häusern zum Cameron Falls und weiter in eine gemütliche Gaststätte ZUM'S, die von einer ehemals deutschen Familie geführt wird.

typische nordamerikanische Kleinstadtcity in Pincher Creek
Obwohl der Waterton-Park der am wenigsten überlaufene Park der kanadischen Rockies sein soll, hatten wir am nächsten Tag erst mit Anmeldenummer 21 die Möglichkeit, auf den Crandell Campground am Blakiston Creek Unterkunft zu finden.
Also wurde die Zeit genutzt, den Red Rock Canyon zu besuchen und zu den Blakiston Falls zu wandern.
Viele unterschiedliche Blumen standen am Wegesrand, z. B. das nur im Waterton-Park vorkommende Bärengras, das zu den Liliengewächsen gehört und mit seinen hunderten von Einzelblüten nur alle 7 Jahren besonders häufig zu finden ist.
Gegen 13.00 Uhr bekamen wir einen Zeltplatz und fuhren nach dem Aufbau zum Cameron Lake.
Blüte
Schon am Vormittag hatten wir einen Bären gesehen, doch war dieser schnell wieder zwischen den Bäumen verschwunden.
Wir staunten nicht schlecht, als vor uns auf halben Wege zum Cameron Lake ein Grizzly geruhsam die Straße überquerte. Nicht viel später sahen wir an beiden Straßenseiten sehr langsam fahrende Autos, ein sicheres Zeichen für Tiere.
Es war eine Schwarzbärin mit 3 Jungen, die am Straßenrand unter den Steinen nach Futter suchten und sich von den Autos gar nicht stören ließen.
Mehrere Minuten begleiteten wir die Bären im Abstand von vielleicht 3 m, bis diese sich entschlossen, in den Wald zu verschwinden.
Erst der Blick auf das Panorama am Cameron Lake ließ das Bärenerlebnis in den Hintergrund treten.
Der Weg am See lud zu einer Wanderung ein, wenn auch die entsprechende Ausrüstung fehlte.
Zwischendurch erwischte uns schon der erste Regenschauer, doch der Blick auf das schon auf USA-Seite liegende Südufer des Sees mit seinen Schneeflächen und Wasserfällen entschädigte.

Auf der Rückfahrt wurde bei Regen noch mal in Waterton Townsite Htitle gemacht, um sich das auf einem Hügel über dem mit 150 m tiefsten See der Rocky Mountains stehende Prince of Wales Hotel innen genauer anzusehen. Von dort hat man einen herrlichen Blick über das Gebiet, vor allem bei Sonnenschein.
Abends wurde das Wetter aber wieder schöner und der sehr erlebnisreiche Tag klang am Lagerfeuer gemütlich aus.

Wandern im Waterton Park war angesagt und zwar zu den Rowe Lakes. Das Wetter war sehr schön und die Landschaft war es erst recht.
Langsam, aber stetig ging es bergauf, vorbei an rauschenden Bächen und bunten Blumenwiesen. Überrascht waren wir, als uns auf dem Pfad ein Mule Deer (Wapiti) ohne Scheu entgegen kam und erst dicht vor uns den Pfad verließ um ihn hinter uns wieder zu betreten.
Zur Mittagsrast waren wir in einem großen Talkessel (Kar), umgeben von einem hohen steilwandigen Bergzug, an dessen Hängen viele Schutt- und Schneefelder zu sehen waren.
Der weitere anstrengende Aufstieg führte schräg am Steilhang bergauf. Die Vegetation veränderte sich schnell. Wir wanderten innerhalb kurzer Zeit vom Sommer in den Frühling.
Immer größere Schneefelder waren zu überqueren bis wir endlich am Ufer des oberen Rowe Lakes standen. Der Wind war recht kühl, so dass wir bald wieder den Rückweg antraten.
Vor der Ankunft der Europäer um 1850, meist waren es Jäger, Pelzhändler und Landvermesser, wurde dieser Teil der Rocky Mountains von den Blackfoot Indianern besiedelt.
1892 erreichte die Great Northern Railroad die Westseite der Berge. Mit ihr kamen die ersten Siedler, Öl- und Erzsucher, aber auch einige Touristen.
Schon 1895 wurde der Waterton Lakes National Park gegründet. Die rauhe Schönheit der Berge, die noch vorhandene Vielftitle der Tiere, die ausgedehnten farbenprächtigen Blumenwiesen und der nur hier auf so engem Raum sichtbare Übergang zwischen den Prärieebenen und dem steil aufragenden Gebirge hatten dazu geführt.
Im Jahre 1932 wurde der Park mit dem Glacier National Park in Montana, USA, vereint und somit der erste internationale Bergpark geschaffen.

Am unteren See, an dem wir noch einmal Rast machten, beobachtete uns ein Murmeltier. Mit seinem dicken Fell kommt es sicher gut über den Winter.
Auf dem Rückweg trafen wir wieder das Mule Deer und der ganze Spaß wiederholte sich. Auf der Rückfahrt beobachteten wir noch eine Bärenfamilie.
In Waterton Townsite angekommen, wurde schön Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Nach dem Duschen auf dem Campground im Ort gab es ein ordendliches Abendbrot und ein schönes Lagerfeuer.

Die letzte Wanderung im Waterton Park führte uns am nächsten Tag bei schönem Wetter in das Gebiet des Bertha Lakes.
Ausgangspunkt war Waterton Townsite, nicht weit vom Cameron-Wasserfall. Wieder fanden wir am Wegesrand die unterschiedlichsten Blumen, darunter auch Orchideen.
Unterwegs wurden wir vor einem Grizzly gewarnt, der kurz vorher gesehen worden war. Doch ohne Angst ging es an sprudelnden Bächen, rauschenden Wasserfällen und fremdartigen Pflanzen weiter, bis wir unser Ziel erreicht hatten: den Bertha See.
Nach kurzer Rast ging es am See weiter, denn ein Rundweg versprach interessante Sichten auf das blaugrüne Wasser des Sees, aber auch auf die Unterschiedlichkeit der schroffen Berge.
Durch Zufall beobachteten wir am gegenüberliegenden Berghang eine Grizzly-Bärin mit ihren beiden Jungen bei der Futtersuche. Das ließ unsere Absicht, den See zu umgehen, ins Wasser fallen, denn zu Fuß wollten wir Bären nicht unbedingt begegnen. Gleichzeitig wurde uns aber auch deutlich, dass dieser Fall eintreten kann, denn unterhalb des Bärentummelplatzes sahen wir Wanderer, die nicht wussten, wie relativ dicht sie an einer Bärenfamilie vorbei gingen.

Dafür gab es ein anderes Erlebnis, das sicherlich zu den seltenen zu zählen ist: eine Trauung ca. 3 Wanderstunden von jeder Zivilisation entfernt unterhalb von schroffen Felswänden.

Nach der Rückkehr von der Tour wurde ein schönes Cafè gefunden, Kaffee und Kuchen bestellt und genossen. Anschließend ging es zum Duschen.
Während es in Waterton Townsite wieder zu regnen begann, wurde auf dem Zeltplatz der Kohlengrill und den Gasherd in Gang gesetzt, Kassler gegrillt, Möhrengemüse gekocht und so eine vollständige Abendmahlzeit mit Kartoffelsalat und frischem Salat zubereitet. Ktitlee Getränke kamen aus der Kühlbox.

Der Abreisemorgen begrüßte uns mit leichtem Regen. Schnell wurden die Zelte eingepackt und die Rückfahrt angetreten. Berge waren wieder nicht zu sehen, doch 3 sehr schöne Tage im Waterton Lakes National Park lagen hinter uns.


Für weitere Informationen sind folgende Webseiten interessant:
Kurzvorstellung der Nationalparks: http://www.hi-america.de/mt.htm