Karte des Wandergebietes; Karte nicht mehr gezeigt, um eventuellen Copyright-Ansprüchen zu entgehen. Titelfoto
Ein Jahr lang freuten wir uns auf die Herbstwanderung 2005, die im Berliner Umland stattfinden sollte, so hatte es Sebastian versprochen.
Endlich im August kam der mit Spannung erwartete Brief und lud uns in das "Haus am Wannsee", einem Kinder- und Jugend-
gästehaus, ein. Mitten im Wald und direkt am Wannsee gelegen bot es ideale Bedingungen für ein schönes Wochenende.
Start zur Wanderung; Foto: Sandra am See sportlich
sammeln vor dem Tor Sebastian hat alles im Griff erstmals mit einem Doppelstockbus zum Startpunkt
Nach kurzer Nacht und ausgiebigem Frühstück ging es um 9.45 Uhr von unserem Quartier los.
Die erste Überraschung: Halt wurde schon an der Hauptstraße gemacht, denn wir mussten auf den Bus warten, der uns zum eigentlichen Startpunkt unserer Wanderung, der Haltestelle "Pfaueninsel" bringen sollte.
Die zweite Überraschung lieferte der Busfahrer, denn er nahm unsere 52-köpfige Wandergruppe umsonst mit!!!
Die dritte Überraschung: Am Startpunkt gab Sebastian nicht nur Informationen zur Wanderstrecke sondern verteilte noch Wanderkarten [1914, 1914-Ausschnitt, 1957, 2004 (Karten nicht mehr gezeigt, um eventuellen Copyright-Ansprüchen zu entgehen.)], die Veränderungen in den letzten 90 Jahren verdeutlichen sollten.
Dann ging es endlich richtig los.
Wannseeblick
guter Ausblick Kartenstudium St. Peter und Paul auf Nikolskoe
Abmarsch kleine Pause; Foto: Sandra
Nach ein paar Minuten erreichten wir die im Wald auf einer Anhöhe gelegene Kirche "St. Peter und Paul auf Nikolskoe".
Friedrich Wilhelm III. ließ von 1834 - 37 auf Wunsch seiner Tochter Charlotte, die mit dem Zaren Nikolaus I. verheiratet war, diese Kirche bauen.
August Stüler, Albert Dietrich Schadow, Peter Joseph Lenné und Karl-Friedrich Schinkel waren am Bau beteiligt.
Beeindruckt lauschten wir dem Glockenspiel der 28 Glocken, die zu jeder vollen Stunde bis Sonnenuntergang eine andere Melodie erklingen lassen.

Weiter ging es hügelauf und -ab einen schnurgeraden Waldweg entlang durch die Stolper Berge im Berliner Stadtforst bis zur vielbefahrenen B1.
Mit kurzen Rastunterbrechungen wanderten wir weiter bis zu einem Aussichtspunkt, der einen Blick auf die große sanierte Mülldeponie Wannsee bot.
Auf der Müllkippe Wannsee am Ende des Roedenbecksteigs mitten im Wald zwischen Stolpe und Klein-Glienicke wurden zwischen 1956 und 1982 von der Berliner Stadtreinigung rund 32 Millionen Kubikmeter Abfall zu Bergen aufgetürmt.
Wie sich später herausstellte, sickern jährlich etwa 100 Millionen Liter mit Schwermetallen und anderen Giften belastetes Wasser in den Wannsee, in den Griebnitzsee und ins Grundwasser.
Deshalb erfolgte 2003 eine umfangreiche Sanierung.

langgezogener Waldweg; Foto: Sandra steil bergab Warten auf eine Lücke
kurze Rast ehemalige Müllkippe; Foto: Sandra Pause an der Kippe
Der weitere Weg führte zuerst am Kippenrand und dann wieder durch dichtes Waldgebiet der Parforce-Heide.
Eine Luftaufnahme (Quelle: http://www.arminweist.de/37150ste.htm) dieses Gebietes zeigt den Waldreichtum sehr deutlich.

Luftbild der Mülldeponie Wannsee und des Umlandes

Pausensport bequem speisen Picknick auf der Stange
Mittagsrast wurde vor der St. Hubertusbaude am Griebnitzkanal gemacht. Es gab so viel an mitgebrachtem Essen und Trinken, dass der Besuch der rustikalen Gaststätte ausfallen konnte.
Gut gestärkt wurde der nächste Teilabschnitt unter die Wanderschuhe genommen. Es ging durch den Düppeler Forst.
Dabei stießen wir an der Waldkreuzung Königsweg und Teerofenweg unter Tannen auf einer "Mittelinsel" der Wegkreuzung auf den Grabstein des Revierförsters Siegfried Geisler (1907-1943).
Dann standen wir auf der Bahnstrecke der ersten Eisenbahn, die ab 1838 zwischen Berlin und Potsdam fuhr, auch "Stammbahn" genannt.
Grab des Revierförsters Siegfried Geisler
die Pfade werden schmaler; Foto: Sandra eine kleine Stärkung zwischendurch; Foto: Sandra Bahndämme wurden zu Kleingärten
Schmaler wurde der sandige Waldweg. Zwischen jungen Kiefern ging es steil bergab. Dann standen wir vor dem Teltowkanal, einer 37 km langen und recht bedeutenden Schifffahrtsstraße, an dessem Ufer der Pfad weiter führte.
Der Weitsicht des damaligen Landrates von Teltow, von Stubenrauch, ist es zu verdan-
ken, dass der Teltowkanal nicht nur zur Entwässerung der Südbezirke Berlins dient.
gemeinsam ist Vieles zu meistern Teltowkanal
Eine Brücke über den Kanal war unser nächstes Ziel. Alt, breit, teilweise mit jungen Bäumen bewachsen, scheinbar nutzlos, lag sie schließlich vor uns. Auf dem Brückenaufbau ließ sich gut ausruhen. Doch wozu wurde sie vor Jahrzehnten gebaut?
Sebastian zeigte uns auf der Karte den Standort und berichtete von der einstigen Autobahn, die hier einen Zipfel Westberlins durchschnitt und deshalb nach dem Mauerbau 1961 zusätzliche Sicherungssysteme notwendig machte.
Rast an der Autobahn Erklärung Pause; Foto: Sandra
Im Jahre 1940 wurde diese Autobahn, der sogenannte AVUS-Zubringer (A115), dem Verkehr übergeben.
Die Autobahn führte zu DDR-Zeiten als Anschluss an die A2 von bzw. nach Helmstedt (die kürzeste Transitstrecke).
Über sie fuhr der Großteil des Transitverkehrs - rund 66 Prozent.
Als 1969 der neue Grenzkontrollpunkt Dreilinden fertiggestellt war, erhielt die A115 einfach einen neuen Verlauf. Rund drei Kilometer der alten Trasse, die fast exakt an der Grenz verlief, wurden totgelegt.
Noch bis 1996 war hier sogar der Belag vorhanden, im Jahr davor nutzte der Fernsehsender RTL die "vergessene Autobahn" (nach einer gewissen Restaurierung...) als Kulisse für die Serie "Autobahnpolizei".
Inzwischen ist der Betonbelag verschwunden - zumindest fast überall.
Über Ursachen und Folgen dieser Renaturierung berichtet Die Welt.de.
Natur setzt sich durch Geschichte Essen hält Leib und Seele zusammen!
Auf der Trasse der alten A115 wanderten wir bis zur Kolonie Dreilinden, sahen uns dort den nicht mehr existierenden S-Bahnhof Dreilinden an und zogen an der nicht mehr vorhandenen "Friedhofsbahn" Richtung Wannsee.
Dabei drehten sich viele Gespräche immer wieder um sichtbare und familiäre Folgen des Mauerbaus.
Mitten im Wald waren Bauten zu sehen, die mit Hilfe der Karte dem Schießplatz "Rose Range" zugeordnet werden konnten, den US-Militärs noch bis 1994 nutzten.

Der weitere Weg führte uns an die befahrene Eisenbahn- und S-Bahn-Trasse.
Die letzte Rast wurde zum traditionellen Gruppenfoto genutzt, wobei der Platz so gut gewählt war, dass die meist müden Wandersleute nicht mal aufstehen mussten.

Geschichtskreuzung Das ist was für Kinder
Bahntrassenreste; Quelle: http://www.bahnstrecken.de/indexf.htm?http://www.bahnstrecken.de/trassen/ws/index.htm letzte Rast; Foto: Sandra
Gruppenfoto
Als kleine Zugabe wurde für interessierte Wanderfreunde noch ein Abstecher zum Grab des Dichters Heinrich von Kleist unternommen.
Dieser erschoss sich am 21. November 1811 am Ufer des Kleinen Wannsees.
Näheres zu den Umständen sind im Internet zu finden.
Den größeren Teil zog es entlang nobler Villen unwiderstehlich zum Quartier.
Grabmal H. v. Kleist; Foto: Sandra Großer Wannsee
Eine unfreiwillige Rast gab es noch vor unserem Quartier, denn es fehlte der Schlüssel zum Aufschließen des Tores.
Alle warteten dann auf Stefan, der tapfer mit zusammengebissenen Zähnen die Tagestour durchgehalten hatte. Warum? - Er hatte den Schlüssel zum Tor!
Anschließend gab es unterschiedliche Erholungsmöglichkeiten.
warten auf Stefan der Schlüsselträger
der Kuchen schmeckt am Wannsee Entspannung pur
Während einige sich am Wannseeufer vergnügten, waren andere mit dem Holztransport zum Lagerfeuerplatz beschäftigt bzw. bereiteten die verschiedensten Suppen zum Abendbrot vor.
Nach dem Abendbrot wurde das traditionelle Lagerfeuer entfacht. Ronny hatte Holz der alten Jahnsfelder Scheune dazu vorbereitet.
Platzsuche Feuerstelle
Glut
junge Garde Grillmeister
Nach viel zu kurzer Nacht und einem guten Frühstück trennten sich am Sonntag Vormittag mit dem Wissen des Wieder-
sehens zur Winterwanderung unsere Wege.
In die herzliche Verabschiedung mischte sich immer wieder der Dank an Sebastian für die perfekte Vorbereitung und Durchführung dieses Wanderwochenendes in Berlin-Wannsee.
Auf Wiedersehen auf dem Truppenübungsplatz!