Karte des Wandergebietes, Karte nicht mehr gezeigt, um eventuellen Copyright-Ansprüchen zu entgehen. Titelfoto
Die Roßlebener Domeys luden zur Herbstwanderung 2004 in das kleinste Mittelgebirge Deutschlands ein.
"Da muss man einfach dabei sein!",
sagten sich 51 jüngere und ältere Wanderfreunde und -dinnen und nahmen Quartier in der wunderschön am Fuße des Kyffhäusers liegenden Jugendherberge Kelbra.
Start zur Wanderung erste Rast erste Rast
an alten Kirschplantagen vorbei ein Wanderstock ist wichtig Christine, unsere Wanderleiterin
Nach zu kurzem Schlaf und einem gutem Frühstück startete pünktlich um 10.00 Uhr die Tageswanderung, von der keiner so recht wusste, wohin es ging, wie weit sie sein und wie sich das Wetter entwickeln würde.
Ein rutschiger Weg führte uns zuerst am Rande des Kyffhäuser-Gebirges in östliche Richtung. Vor allem die ganz jungen Teilnehmer waren vom Weg begeistert, denn sie konnten durch viele Pfützen platschen oder im Modder rutschen.
Für die Wanderfreunde und -freundinnen mit zweistelligem Alter wurde das geheimnisvolle Auftauchen des Kyffhäuser-Denkmales aus dem grauen Wolkendunst zum ersten emotionalen und fotografischen Höhepunkt.
Weiter ging es meist unter Bäumen und entlang ausgedehnter Kirsch- und anderer Obstplantagen nach Tilleda.
das Kyffhäuserdenkmal steigt aus dem Nebel auf
Einkehr in den Hofladen Obstgeist Hofladen des Streuobstzentrums
Tilleda war ein Zentrum der Mühlsteinproduktion, denn der im Kyffhäusergebirge anstehende Arkosesandstein eignete sich vorzüglich zur Herstellung von Mühlsteinen.
Mit der Erfindung des Kunstsandsteins ging die Produktion zurück. Der schon seit Jahrhunderten in der Goldenen Aue und im Kyffhäusergebiet betriebene Obstanbau trat in den Vordergrund. Allein das Gebiet um Tilleda ist mit über 50.000 Hochstammobstbäumen auf etwa 450 ha eines der größten geschlossenen Streuobstanbaugebiete Mitteldeutschlands. Zur Entwicklung, Pflege und Vermarktung gibt es den Landschafts- und Streuobstpflegeverein "Kyffhäusernordrand" e.V. (LSPV), der in Tilleda einen Streuobstzentrum-Laden betreibt.
Keine 300 m weiter öffnete sich für uns ein Zeitfenster zurück in die Zeit der Ottonen.
Vom 10. bis 13. Jahrhundert befand sich hier einer der Regierungssitze der deutschen Kaiser und Könige.
Die Königspfalz in Tilleda wurde im Jahre 972 erstmals in der Heiratsurkunde von Otto II. und seiner byzantinischen Frau Theophanu erwähnt. Sie bestand einst aus einer Hauptburg und zwei Vorburgen mit verschiedenen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden in einer Ausdehnung von 350 mal 250 m, umgeben von Wällen und Mauern. Zu ihrem Umfeld gehörten außerdem zahlreiche Siedlungen und landwirtschaftliche Güter, welche der Versorgung der Pfalz und damit des Königtums dienten.

Im Spätmittelalter schwand der Einfluß der Zentralgewalt der Kaiser und Könige. Die Königspfalz verlor damit ihre ursprüngliche Bestimmung und wurde verlassen. Bald verfiel sie und geriet in Vergessenheit.
Erst im Jahre 1871 wurden die verschütteten Reste der Pfalz von einem Heimatforscher wiederentdeckt.
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erfolgten erste Ausgrabungen, doch erst in den 70er Jahren waren diese Arbeiten vollendet. (aus: http://www.harzlife.de/index.html?harzrand2/koenigspfalz_tilleda.html)

Die gesamte Anlage ist heute ein Freilichtmuseum, das einen guten Einblick in das Leben und die Arbeit der Menschen im Mittelalter gewährt und gilt in seiner Art als einzigartig in Deutschland.
Führung durch das Freilichtmuseum Max überlegt sich gerade die nächste Frage rekonstruierte Grubenhäuser
Webstuhl Leineweberhaus auf dem Rundwanderweg
Während des Rundganges erfuhren wir viele interessante Kleinigkeiten über die mühsame Arbeit der Denkmalpfleger, die das Museum Schritt für Schritt in eine Erlebniswelt zum Anfassen und Ausprobieren, in ein Areal der lebendigen Zeitgeschichte verwandeln wollen.
Dazu verhelfen nicht nur rekonstruierte Gerätschaften, z. B. ein Webstuhl oder eine mittelalterliche Mörtelmischmaschine, sondern auch aufgebaute Häuser oder beschreibende Tafeln.
mittelalterliche Mörtelmischanlage Anja und Holger Picknick auf 1000 Jahre alten Wehrmauern
Auch zwischenzeitlich einsetzender Regen legte das Interesse an der Führung nicht lahm. Erst als der ganze Rundgang geschafft war und keine Fragen mehr gestellt wurden, verabschiedeten wir uns von der geduldigen Führerin und zogen mit der Hoffnung auf besseres Wetter in Richtung Kyffhäuser.
Das lies auch nicht lange auf sich warten, so dass bei schönstem Sonnenschein mitten in den Kirschplantagen Mittagsrast gehalten werden konnte.
Picknick um 13.00 Uhr eng gedrängt um die sich unter der Speisevielfalt biegenden Tafel Spezialitäten werden serviert
es scheint zu schmecken Möhrenbuffet
Wo bleibt das Kompott? Prost! Mittagsruhe
Aufstellung zum Gruppenfoto
Blick zum Kyffhäser Kyffhäserdenkmal Barbarossa und Wilhelm I.
Nach ausgiebiger Rast wanderten wir weiter, zuerst durch Obstbaumplantagen und danach durch dichten Laubwald mehr und mehr bergan, bis wir den Burgberg mit 457 m Höhe und damit das Kyffhäuserdenkmal erreicht hatten.
In den Jahren 1890 bis 1896 entstand das bekannteste Kaiser-Wilhelm-Denkmal des Architekten Bruno Schmitz (der auch die Kaiser-Wilhelm-Denkmäler an der Porta Westfalica und am Deutschen Eck in Koblenz sowie das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig konzipiert hat) in den Ruinen der Burg Kyffhausen.
Der 81 Meter hohe Denkmalsturm ist das architektonische Hauptelement des Baues.
An der Schauseite des Turmes befindet sich im unteren Teil die sagenumwobene Figur Barbarossas. Darüber erhebt sich auf einem Sockel das Reiterstandbild Wilhelm I. mit den beiden Nebenfiguren. Den Abschluß des Turmes bildet eine stilisierende deutsche Kaiserkrone, in die man über 247 Stufen hinaufsteigen kann.
Von dort hat man einen herrlichen Rundblick vom Harz bis zum Thüringer Wald.
Kaiser Barbarossa Turmspitze Kaiser Wilhelm I.
Blick zur Kaiserpfalz nach Tilleda Goldene Aue mit dem Artfield 2004 Kyffhäusergebirge mit der Burgruine Kyffhausen
Einmalig war die Gestaltung eines 560 x 600 m großen Pflanzenbildes "Kreuz und Blumennerven" von Hermann Nitsch in der Goldenen Aue. Mit Hilfe satellitengestützter Laser- und Traktortechnik entstand dieses Artfield aus Klee, Senf, Raps und Gerste.
Mit 600 m Länge und 60 m Breite war die Reichsburg Kyffhausen eine der größten mittelalterlichen Burgen Deutschlands.
Besonders sehenswert ist der Burgbrunnen (mit 176 m der tiefste Europas) und der umfangreich restaurierte Bergfried der Oberburg.
Kriegsfurie 3 Generationen Mensings und Ihdes in der Krone
Gegen 17.30 Uhr war unsere sehr schöne Tageswanderung beendet. Während sich Viele erst mal frisch machten, wurde schon das Lagerfeuer entzündet.
Nach dem reichhaltigen Abendbrot trafen sich alle am Lagerfeuer. Umfangreiche Vorbereitungen (Grill mit glühender Holzkohle, lange Stöcke mit entsprechender Spitze, Salate, Würstchen und Knüppelbrotteig, verschiedenste Getränke) und damit neben den interessanten Gesprächen abwechslungsreiche Tätigkeiten ließen die nächsten Stunden am Feuer schnell vergehen.
Leider musste das Feuer gegen 22.30 Uhr gelöscht werden, doch wurde der gemütliche Teil im Clubraum, im Tischtennisraum oder vor dem Flipperautomaten noch viele Stunden fortgesetzt.
Nach viel zu kurzer Nacht und einem guten Frühstück trennten sich am Sonntag Vormittag mit dem Wissen des Wiedersehens zur Winterwanderung unsere Wege.
In die herzliche Verabschiedung mischte sich immer wieder der Dank an Christine und Jürgen für die perfekte Vorbereitung und Durchführung dieses Wanderwochenendes im Kyffhäusergebiet.
Auf Wiedersehen im Vogtland!