Die Roßlebener Domeys luden zur Herbstwanderung 2004 in
das kleinste Mittelgebirge Deutschlands ein. "Da muss man einfach dabei sein!", sagten sich 51 jüngere und ältere Wanderfreunde und -dinnen und nahmen Quartier in der wunderschön am Fuße des Kyffhäusers liegenden Jugendherberge Kelbra. |
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Nach zu kurzem Schlaf und einem gutem Frühstück
startete pünktlich um 10.00 Uhr die Tageswanderung, von
der keiner so recht wusste, wohin es ging, wie weit sie sein
und wie sich das Wetter entwickeln würde. Ein rutschiger Weg führte uns zuerst am Rande des Kyffhäuser-Gebirges in östliche Richtung. Vor allem die ganz jungen Teilnehmer waren vom Weg begeistert, denn sie konnten durch viele Pfützen platschen oder im Modder rutschen. Für die Wanderfreunde und -freundinnen mit zweistelligem Alter wurde das geheimnisvolle Auftauchen des Kyffhäuser-Denkmales aus dem grauen Wolkendunst zum ersten emotionalen und fotografischen Höhepunkt. Weiter ging es meist unter Bäumen und entlang ausgedehnter Kirsch- und anderer Obstplantagen nach Tilleda. |
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Tilleda war ein Zentrum der
Mühlsteinproduktion, denn der im Kyffhäusergebirge
anstehende Arkosesandstein eignete sich vorzüglich zur
Herstellung von Mühlsteinen. Mit der Erfindung des Kunstsandsteins ging die Produktion zurück. Der schon seit Jahrhunderten in der Goldenen Aue und im Kyffhäusergebiet betriebene Obstanbau trat in den Vordergrund. Allein das Gebiet um Tilleda ist mit über 50.000 Hochstammobstbäumen auf etwa 450 ha eines der größten geschlossenen Streuobstanbaugebiete Mitteldeutschlands. Zur Entwicklung, Pflege und Vermarktung gibt es den Landschafts- und Streuobstpflegeverein "Kyffhäusernordrand" e.V. (LSPV), der in Tilleda einen Streuobstzentrum-Laden betreibt. |
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Keine 300 m weiter öffnete sich für uns ein
Zeitfenster zurück in die Zeit der
Ottonen. Vom 10. bis 13. Jahrhundert befand sich hier einer der Regierungssitze der deutschen Kaiser und Könige. Die Königspfalz in Tilleda wurde im Jahre 972 erstmals in der Heiratsurkunde von Otto II. und seiner byzantinischen Frau Theophanu erwähnt. Sie bestand einst aus einer Hauptburg und zwei Vorburgen mit verschiedenen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden in einer Ausdehnung von 350 mal 250 m, umgeben von Wällen und Mauern. Zu ihrem Umfeld gehörten außerdem zahlreiche Siedlungen und landwirtschaftliche Güter, welche der Versorgung der Pfalz und damit des Königtums dienten.
Im Spätmittelalter schwand der Einfluß der
Zentralgewalt der Kaiser und Könige. Die
Königspfalz verlor damit ihre ursprüngliche
Bestimmung und wurde verlassen. Bald verfiel sie und
geriet in Vergessenheit. |
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Während des Rundganges erfuhren wir viele
interessante Kleinigkeiten über die mühsame Arbeit
der Denkmalpfleger, die das Museum Schritt für Schritt
in eine Erlebniswelt zum Anfassen und Ausprobieren, in ein
Areal der lebendigen Zeitgeschichte verwandeln wollen. Dazu verhelfen nicht nur rekonstruierte Gerätschaften, z. B. ein Webstuhl oder eine mittelalterliche Mörtelmischmaschine, sondern auch aufgebaute Häuser oder beschreibende Tafeln. |
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Auch zwischenzeitlich einsetzender Regen legte das Interesse
an der Führung nicht lahm. Erst als der ganze Rundgang
geschafft war und keine Fragen mehr gestellt wurden,
verabschiedeten wir uns von der geduldigen Führerin und
zogen mit der Hoffnung auf besseres Wetter in Richtung
Kyffhäuser. Das lies auch nicht lange auf sich warten, so dass bei schönstem Sonnenschein mitten in den Kirschplantagen Mittagsrast gehalten werden konnte. |
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Nach ausgiebiger Rast wanderten wir weiter, zuerst durch
Obstbaumplantagen und danach durch dichten Laubwald mehr und
mehr bergan, bis wir den Burgberg mit 457 m Höhe und
damit das Kyffhäuserdenkmal erreicht hatten. In den Jahren 1890 bis 1896 entstand das bekannteste Kaiser-Wilhelm-Denkmal des Architekten Bruno Schmitz (der auch die Kaiser-Wilhelm-Denkmäler an der Porta Westfalica und am Deutschen Eck in Koblenz sowie das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig konzipiert hat) in den Ruinen der Burg Kyffhausen. Der 81 Meter hohe Denkmalsturm ist das architektonische Hauptelement des Baues. An der Schauseite des Turmes befindet sich im unteren Teil die sagenumwobene Figur Barbarossas. Darüber erhebt sich auf einem Sockel das Reiterstandbild Wilhelm I. mit den beiden Nebenfiguren. Den Abschluß des Turmes bildet eine stilisierende deutsche Kaiserkrone, in die man über 247 Stufen hinaufsteigen kann. Von dort hat man einen herrlichen Rundblick vom Harz bis zum Thüringer Wald. |
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Einmalig war die Gestaltung eines 560 x 600 m großen
Pflanzenbildes "Kreuz und Blumennerven" von Hermann Nitsch in
der Goldenen Aue. Mit Hilfe satellitengestützter Laser-
und Traktortechnik entstand dieses Artfield aus Klee, Senf, Raps und Gerste. Mit 600 m Länge und 60 m Breite war die Reichsburg Kyffhausen eine der größten mittelalterlichen Burgen Deutschlands. Besonders sehenswert ist der Burgbrunnen (mit 176 m der tiefste Europas) und der umfangreich restaurierte Bergfried der Oberburg. |
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Gegen 17.30 Uhr war unsere sehr schöne Tageswanderung
beendet. Während sich Viele erst mal frisch machten,
wurde schon das Lagerfeuer entzündet. Nach dem reichhaltigen Abendbrot trafen sich alle am Lagerfeuer. Umfangreiche Vorbereitungen (Grill mit glühender Holzkohle, lange Stöcke mit entsprechender Spitze, Salate, Würstchen und Knüppelbrotteig, verschiedenste Getränke) und damit neben den interessanten Gesprächen abwechslungsreiche Tätigkeiten ließen die nächsten Stunden am Feuer schnell vergehen. Leider musste das Feuer gegen 22.30 Uhr gelöscht werden, doch wurde der gemütliche Teil im Clubraum, im Tischtennisraum oder vor dem Flipperautomaten noch viele Stunden fortgesetzt. |
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Nach viel zu kurzer Nacht und einem guten Frühstück
trennten sich am Sonntag Vormittag mit dem Wissen des
Wiedersehens zur Winterwanderung unsere Wege. In die herzliche Verabschiedung mischte sich immer wieder der Dank an Christine und Jürgen für die perfekte Vorbereitung und Durchführung dieses Wanderwochenendes im Kyffhäusergebiet.
Auf Wiedersehen im Vogtland!
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