Schon lange im Kalender festgehalten, rückte das Wanderwochenende in Bad Freienwalde immer näher. Für Einige gestaltete sich die Suche nach der B 167 und dem Abzweig zur Jugendherberge schon als echte Herausforderung pfadfinderischer Leistung. Familie Mensing hatte alles gut vorbereitet. Das regnerische Wetter der vorangegangenen Tage sollte pünktlich zum Wochenende besser werden, so dass uns Wanderfreunden am stark zertalten Oderbruchrand um Bad Freienwalde Natur pur geboten werden konnte. Die Jugendherberge besteht seit 1957 und war zuvor eine Gastwirtschaft mit Pension. Ein separates Bettenhaus bot uns nicht nur genügend Schlafplätze sondern auch einen Aufenthaltsraum zum ausgiebigen Klönen. Dabei konnte Martin einige Schnappschüsse machen. |
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Am nächsten Morgen nach gutem Frühstück ging es per Auto quer durch die Stadt zum Kurpark, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. | ||
Die Gegend um Bad Freienwalde ist deutschlandweit einmalig und deshalb soll sie zuerst auch kurz vorgestellt werden, um allen geneigten Lesern die Bedeutsamkeit der kennengelernten Landschaft und deren Geschichtsträchtigkeit vor Augen zu führen. Bad Freienwalde, bereits 687 Jahre alt, war eigentlich eine alte Kaufmannssiedlung von regionaler Bedeutung am Kreuzungspunkt alter Handelsstraßen. | ||
Mit der Entdeckung heilkräftiger Quellen setzte 1684 die Entwicklung Freienwaldes zum Kur- und Badeort ein. In den Jahren 1683 bis 1684 erfolgte die Aufnahme des Brunnenbetriebes durch Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, genannt der Große Kurfürst. Auf seine Veranlassung entstanden erste Gebäude. König Friedrich I. von Preußen, fand ebenfalls Gefallen an Freienwalde und ließ durch den Baumeister Andreas Schlüter ein königliches Lustschloss errichten. Von Friedrich Wilhelm II. wurde die weitere Entwicklung Freienwaldes z. B. durch den Neubau des sogenannten Landhauses, von dem Architekten Langhans (Brandenburger Tor) 1788 bis 1790 errichtet, gefördert. 1797 wählte Königin Friederike Luise Freienwalde zu ihrem Witwensitz und ließ sich von David Gilly ein Schloss errichten. Auch Schinkel hat in Freienwalde architektonische Spuren hinterlassen. | ||
Im Jahre 1840 wurden Moorbäder eingeführt, die sich in den Folgejahren zur wichtigsten Behandlungsmethode entwickelten. Um 1900 avancierte Freienwalde als ältester Badeort in der Mark Brandenburg zum bedeutendsten Badeort in der Umgebung Berlins. In den Folgejahren wurden die Stadt und ihre Umgebung neben dem Kurort zum Wintersportgebiet, Naherholungsziel an Wochenenden und zur Sommerfrische vor allem für Berliner. Davon zeugt Deutschlands nördlichste Skisprunganlage im Bad Freienwalder Papengrund, die der Stadt auch den Beinamen "märkisches St. Moritz" gab. 1924 wurde die Stadt mit der offiziellen Bezeichnung Bad Freienwalde als Kurort anerkannt. Nach den Kriegswirren eröffneten 1952 die ehemaligen Kuranlagen als Rheumasanatorium und Moorbad der Werktätigen. 1995 wurde Bad Freienwalde erstes anerkanntes Moorheilbad in Ostbrandenburg.
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Genug der geschichtlichen Ergüsse. Unsere Wanderung begann am Langhaus. Vorbei an den Moorbadanlagen und an der Kurfürstenquelle ging es ins Brunnental hinauf zur Barnim-Hochfläche. Die Forsten im Bad Freienwalder Raum zeigen eine besondere Zusammensetzung, die auf eine jahrhundertlange Einflussnahme durch Eberswalder Forstfachleute zurück geht. Typisch sind naturnahe Laubwälder aus Eichen- und Buchenbeständen, unterbrochen von Forstungen japanischer und nordamerikanischer Bäume (z. B. Hickory, Lebensbaum). Bekannt ist ein 1888 am Baasee begründeter Douglasienhorst. Heute steht hier der höchste Baum Brandenburgs – eine Douglasie mit 48,20 m. | ||
Nach mehreren Pausen, die notwendig waren, um die sich immer weiter auseinanderziehende Gruppe wieder zu vereinen und die mitgenommenen festen und flüssigen Stärkungsmittel zu verteilen, erreichten wir unser Halbzeitziel, die Waldschänke am Baa-See. 1850 eröffnete ein Förster hier schon eine bescheidene Gastwirtschaft, die aber den Krieg nicht überdauerte. Ab den 60er Jahren wurde eine Holzhütte dann zum Rastplatz für Wanderer und in den folgenden Jahren immer weiter ausgebaut. Mit einem zünftigen Jagdhornstück begrüßte uns der Wirt und lud in die urige Schankstube ein. | ||
Nach erstem Umsehen, dem Plätze einnehmen und einer gründlichen Recherche möglicher Gaumenfreuden wurde bestellt. Neben diversen Getränken fanden z. B. über Holzkohle gebackene Forelle am Spieß, Solianka im Brottopf oder profane Bockwurst ihre Abnehmer. | ||
Nach einer überraschenden Löschaktion und dem obligatorischen Gruppenfoto verließen wir die gastliche Stätte und wanderten den Siebenhügelweg entlang in Richtung Bad Freienwalde. Vorbei an der "Otto-Kühn-Hütte", einer Schutzhütte, die nach einem verdienstvollen Waldarbeiter benannt wurde, ging es durch eine abwechslungsreiche Waldlandschaft über "7 Hügel" zurück zum Moorbad. |
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Perfekt organisiert fuhren wir zum Startpunkt der zweiten Etappe unserer Wanderung. Sie führte uns nur wenige 100 Meter weit steil bergauf zum 1895 erbauten Bismarckturm, von dem wir eine herrliche Rundsicht über das Oderbruch und die Barnimhänge bekamen. |
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Der Rückweg war recht angenehm, denn meist ging es bergab. Fast hätten wir uns kurz vor Schluss noch verlaufen, doch die meist recht gute Ausschilderung half, dass wir bei zunehmender Bewölkung und abnehmendem Licht am Teufelssee vorbei schließlich die Jugendherberge erreichten. Das Lagerfeuer brannte schon, unsere Füße auch und so wurde erst am gemütlichen Kaminfeuer eine Erholungspause eingelegt. |
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Nachdem die Kinder traditionell ihre Würstchen am Lagerfeuer gegrillt und dann ihren Hunger gestillt hatten, war das oppulente Abendbrot nicht einfach nur zu genießen sondern Martin hatte alles vorbereitet, um die besten Köche zu ermitteln. Mit vollem Bauch trafen sich alle wieder am Lagerfeuer, denn es wartete noch eine Überraschung auf alle Wanderteilnehmer: Der Wanderorden wurde überreicht! |
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Der weitere Samstagabend beinhaltete dann neben vielen Gesprächsrunden intensive gedankliche und praktische Arbeiten beim Nachbau des Eifelturmes. Gespannt warteten alle auf die Auswertung des Kochduells. Martin war zwar ganz enttäuscht, dass er nicht zum Sieger gekürt wurde, trug aber ohne große äußere Emotionen das per Hand und Kopf errechnete inoffizielle Endergebnis vor. Zum Schluss denke ich im Namen aller Wanderteilnehmer zu sprechen, wenn ich Ute und Thomas für ihre Mühe bei der Vorbereitung und Gestaltung des schönen Wanderwochenendes vielen Dank sage. Anette sucht derweil schon zu ergründen, wie sie das nächste Wanderwochenende im Harzgebiet bei Werningerode vorbereiten kann. | ||
Nachgereicht: Am Sonntag um 20.39 Uhr erhielt ich eine e-Mail von Martin:
Anbei noch das amtliche Endergebnis des Suppen-Contestes als XLS. Leider muss das gestern
bekanntgegebene vorläufige Ergebnis dahingehend geändert werden, dass der erste Platz
rechnerisch nicht mehr der Soljanka gebührt sondern der V-Salat gewonnen hat! Skandal an der Suppenfront!
V-Salat um den Sieg gebracht? War Dope in der Soljanka? Sind rote Bohnen nicht sowieso gesünder? Mach was draus. Kerstin wird deprimiert sein. Wir haben aber die amtliche (ich) und journalistische (du) Pflicht, die Dinge beim Namen zu nennen, oder? |